Mit der weiteren Verschärfung der Regelungen für die Öffentlichkeit erfährt auch die Suppenküche in dieser Woche weitere Einschränkungen: Wir haben die Ausgabesituation noch einmal mehr gestrafft, auf dem Boden Abstände von 2 Metern markiert, um die Menschen in der Schlange so gut wie möglich zu distanzieren und laden mit nichts mehr dazu ein, auf dem Gelände zu verweilen: Gab es in der vorigen Woche noch den Tee in Tassen, haben wir nun unseren Keller erfolgreich nach Einwegbechern durchforstet, die wir in den letzten Monaten bereits gespendet bekommen hatten, ermuntern die Gäste, sich so weit wie möglich eigene Trinkgefäße zur Mitnahme des Tees mitzubringen und bitten darum, direkt nach der Ausgabe des Essens wieder zu gehen.
Die Reaktion der Gäste? Bisher erstaunlich ruhig, sehr diszipliniert. Alle halten sich an die Abstände, ziehen weiter, mitunter sieht man dann aber doch auf der anderen Seite des Hauses drei oder vier Personen zusammenstehen, die ihre Freundschaft aus der Suppenküche wenigstens mit einem kleinen Gespräch weiter pflegen möchten. Wenn nicht die Gelegenheit da ist, über Handy, Smartphone, Tablet, Phone oder wasauchimmer sozial distanzierte Kontakte zu pflegen, sind das vielleicht die einzigen Kontakte des Tages. Wer wollte es verdenken? Eine Aufforderung zur Distanz folgt natürlich trotzdem.
Immer noch kommen täglich pro Ausgabe mehr als 100 Gäste zu uns, die mit der Aussicht, nur Brote und Tee zu bekommen noch zufriedener sind als ohne alles. Wenn Bruder Christoph dann auch noch mitbekommt, dass jemand in absoluter Not ohne Unterhose dasteht und dies für alle klar nachvollziehbar macht, bekommt er natürlich auch eine frische.
In dieser Woche war für uns eine mediale Nachfrage spürbar: Die Presse interessiert sich für die Situation unserer Gäste und der Suppenküche und berichtet darüber. Eine Nachfrage, die von den Medienschaffenden natürlich immer wieder kommt: Wie geht es denn Ihren Gästen mit der Situation? Leider können wir darüber selber nur wenig sagen, da wir ja auch nur in sehr distanziertem Kontakt zu allen stehen.
Ein paar Funken gelingt es dann aber doch immer aufzufangen, etwa den Kommentar eines Gastes, der in dieser Woche in der Schlange steht und bedauernd kommentiert: Bei Euch gab es immer so eine geile Suppe! Wir hoffen sehr, dass es bald wieder möglich wird, geile Suppe für unsere Gäste zu kochen.
Von einem anderen Gast kommt der Kommentar: Also wenn Ihr hier auch noch dicht macht, dann geh ich klauen, das steht fest. Nicht nur im Normalzustand, im ganz normalen Alltag ohne Corona kommt und eine Aufgabe zu, den sozialen Frieden mit abzusichern, jetzt umso mehr.
Ein wenig kommt es vor wie ein Dornröschenschlaf, in den die ganze Gesellschaft gefallen ist – und mit ihm auch die Suppenküche. In dieser Woche hatten wir zumindest tagsüber das Glück, dass wir durchweg von der Sonne beschienen waren. In der Tendenz gehen wir in den Frühling und damit wird es mehr Sonne und Licht geben, was mit Blick auf die gesamte Situation durchaus entspannender ist als jetzt im Herbst zu sein.