Über 20 Jahre lang war er das Gesicht der Suppenküche: Er war da, für die Gäste, für die Mitarbeiter, für die Spender, für alle, die sich mit welchem Anliegen auch immer an die Suppenküche wandten. Als Leiter der Hygienestation hat er auch immer wieder die Herausforderung angenommen, die Suppenküche als Ganze in Zeiten der Vakanz in die Hand zu nehmen und nach außen und innen zu vertreten. Er war da, mit einer Freundlichkeit, die jedem galt, und einer Klarheit, die auch vor klaren Ansagen nicht zurückschreckte.
Dabei hielt er auch Konflikte aus, positionierte sich und rang mit den Gästen, mit den Kolleginnen und mit sich selber – und vermochte es, immer wieder neu anzufangen. Nach jedem Ringen konnte er einen Schlussstrich ziehen und am nächsten Morgen einen neuen Tag beginnen.
Heute, am Fest der Erzengel, wurde Bruder Johannes verabschiedet. Im Zuge der Corona-Pandemie und vor den Unwägbarkeiten der weiteren Gestaltung der Arbeit in der Hygienestation hatte er darum gebeten, vom Dienst entpflichtet zu werden. Er bleibt im Kloster in Pankow, wo er weiter seinen Dienst in der Gemeinschaft der Brüder tut und als Engel auch die Geschicke der Suppenküche weiter im Blick haben und begleiten wird.
Bruder Johannes ist geehrt worden für seine Lebensleistung: Bereits vor Jahren erhielt er das Bundesverdienstkreuz für seinen herausragenden Dienst an den Menschen, in dem er sich nicht aufsparte. Das wurde auch heute gewürdigt:
- Von Pater Cornelius Bohl, der als Provinzial der Deutschen Franziskaner sein Dasein mit der Zusage des sich offenbarenden Gottes verband, den Bruder Johannes mit seinem Tun bezeugte,
- Von Rosi Skupin-Peetz, die als Köchin in der Suppenküche über zwei Jahrzehnte mit Bruder Johannes Seite an Seite gearbeitet hatte und in sehr emotionaler Weise für die gemeinsame Zeit dankte und
- Von Bernd Backhaus, der als Leiter der Suppenküche insbesondere die Bereitschaft, immer neu zu beginnen von Bruder Johannes als tägliche Lebenspraxis lernen durfte.
In einem würdigen, festlichen Rahmen, gestaltet von den Brüdern und dem Küchenteam der Suppenküche, nutzten auch viele ehrenamtliche Mitarbeiter den Moment, um Danke zu sagen und ihm zu versichern, dass er weiter seinen Platz im Miteinander der Suppenküche behalten wird.
So bleibt Bruder Johannes auch weiter da, und nicht nur die Mitarbeiter, auch viele der Gäste werden sich zukünftig weiterhin freuen, wenn sie ihm begegnen und ein gutes Wort mit ihm austauschen können. Jetzt, in Zeiten von Corona, mit einem Blick in die Augen und danach hoffentlich auch wieder von Angesicht zu Angesicht.